Es ist Sommer, die Sonne knallt dir ins Gesicht und du willst das Privileg genießen, mal wieder auf dem Fahrrad dein Haupthaar im Wind flattern zu lassen, hast dein Rad aber über den Winter im Keller stehen gelassen? Es ist verstaubt und hat eine verrostete Kette oder sogar einen Platten? Wir erklären dir mit einfachen Tipps, wie du deinen Drahtesel wieder startklar machst.
TEXT & ILLUSTRATION Christian Koch

PROBLEMFALL NR. 1
‚Keine Luft mehr auf dem Reifen‘
Benötigtes Werkzeug für die Lösung:
» Schraubenschlüssel in passender Größe (meist in Größen von 15er – 19er) oder 6-Kantschlüssel (je nachdem wie dein Rad befestigt ist)
» Imbus-Schlüssel
» Luftpumpe
» Flickzeug
» Reifenheber
Ein Problem, bei dem es erst mal heißt »keine Panik«. Wenn du dir unsicher bist, ob du ein Loch in deinem Schlauch hast, dann versuch erst einmal den jeweiligen Reifen aufzupumpen. Sollte es dann zischen, kannst du dir sicher sein: Da ist was nicht ganz richtig.Wenn du keinen neuen Schlauch parat hast, aber noch in irgendeiner Ecke zuhause Flickzeug findest, bist du auf der sicheren Seite! Wenn nicht, ab in den nächsten Fahrradladen, wo du alles besorgen kannst! Abgecheckt?
Dann gehst du wie folgt vor:
ERSTER AKT

Beim Flicken eines Schlauchs musst du das betroffene Rad nicht aus dem Fahrrad mühevoll herausschrauben. Es reicht, wenn du mit dem Reifenheber den Reifen (das ist der Bereich deines Rads, der mit Profil versehen ist) von der Felge hebst. Der Reifenheber hat meist 2 gebogene Enden. Das weniger gebogene Ende ist für das Herausheben des Reifens von der Felge vorgesehen. Du nimmst dir dein Rad (hast es vorher hoffentlich auf den Kopf gestellt) und klemmst den Reifenheber zwischen Felge und Reifen. Du musst den Reifenheber unter den Reifen schieben und dann mit einer hebelartigen Bewegung den Reifen von der Felge weg schieben. Den 2. Reifenheber steckst du nun in die entstandene Lücke zwischen Reifen und Felge. Nun setzt du den ersten Rei- fenheber mit ein wenig Kraftaufwand an einer anderen Stelle, max. 6 cm entfernt nahe des schon gehobenen Reifens zwischen Felge und Reifen an. Wenn das erfolgreich geklappt hat, drückst du nun so lang bis der Reifen von der Felge springt. Geh dabei sorgsam vor, die Reifenheber aus Plastik neigen oft dazu zu brechen! Diesen Vorgang machst du so lange, bis der Reifen komplett von der Felge gezogen ist.
ZWEITER AKT
Nun pumpst du deinen Schlauch leicht auf, bis du ein Zischen hörst, da wäre dann das gesuchte, zu flickende Loch.

DRITTER AKT
In allen Flickzeug-Sets ist immer eine Anleitung vorhanden, nach der du jetzt deinen Schlauch flickst. Wenn dein Flicken mind. 10 min auf dem Schlauch getrocknet ist, darfst du diesen wieder unter den Reifen schieben. Schau vorher nach, ob nicht noch ein kleiner spitzer Gegenstand in deinem Reifen steckt, sowohl oberhalb als auch im Reifeninneren.
VIERTER AKT
Mit den Reifenhebern drückst du nun den Reifen wieder zurück in die Felge.
FÜNFTER AKT
Beim Aufpumpen des Reifens beachte bitte, dass der Schlauch nirgendwo zwischen Felge und Reifen herausschaut! Wenn dem so ist, dann sofort Luft ablassen und den Schlauch wieder unter den Reifen drücken.

ALTERNATIV: SCHLAUCH WECHSELN
Sollte das Loch breiter als 3 mm sein, hilft das beste Flickzeug nichts, dann musst du den Schlauch wechseln. Bei einem Schlauchwechsel umgehst du Schritt zwei-vier. Hier musst du natürlich deinen Reifen komplett aus deinem Rad herausnehmen. Beachte, wenn du den neuen Schlauch in den Reifen einlegst, dass kein spitzer Gegenstand mehr in deinem Reifen steckt!
PROBLEMFALL NR. 2
‚Deine Bremse funktioniert nur halbherzig‘
Benötigtes Werkzeug für die Lösung:
» Mehrfachschlüssel (umgangssprachlich »Knochen«
» 6-Kantschlüssel in Größen von 4-5
» Allzweckzange
Wenn deine Bremse nicht mehr richtig funktioniert, kann das daran liegen, dass deine Bremse neu eingestellt werden muss. Wenn dir das Einstellen deiner Bremse zu gefährlich ist, dann geh zum Fachmann. Für die Hobbybastler unter euch, die es selbst wagen wollen, hier dazu eine kurze Anleitung.

ERSTER AKT
Am Bremshebel deiner Bremse gibt es eine kleine Schraube, durch die das Kabel geht, welches bis hinten zur Bremse führt. Diese Schraube drehst du bis zu einem Viertel vom Bremshebel weg, wenn dies nicht schon der Fall ist.

ZWEITER AKT
Du nimmst die Allzweckzange und hältst den überstehenden Draht an dei- ner Bremse fest. Nun löst du die Schraube, mit der der Draht am Ende im hinteren Teil deiner Bremse geklemmt wird (dieser Draht wird Bowdenzug genannt).
DRITTER AKT
Nun ziehst du an dem Kabel und drückst beide Bremsarme zusammen Richtung Reifen, dabei schaust du, dass die beiden Bremsschuhe die Felge berühren. Überprüfen kannst du das, indem du versuchst, das Rad zu bewegen. Wenn du merkst, dass es kaum geht, da die Bremsschuhe an der Felge schleifen, hast du alles richtig gemacht.

VIERTER AKT
Jetzt kannst du die Schraube, die du gerade gelöst hast, um den Draht locker zu kriegen, wieder fest anziehen. Hier gilt die Regel: Lieber zu fest als zu locker, es geht um deine Bremse!

FÜNFTER AKT
Wenn du das so weit alles hinbekommen hast, kannst du an deinem Bremshebel die Schraube zurück Richtung Bremshebel drehen. So löst sich die Vorspannung deiner eingestellten Bremse und es besteht im Normalfall wieder Platz zwischen Felge und Bremsschuh. Deine Bremse sollte jetzt wieder einen ordentlichen Zug haben. Sollte dein Rad immer noch an der Bremse schleifen, musst du den Draht, den du gerade gespannt hast, etwas lockern, bis minimal zwischen Felge und Bremse Platz ist. Wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt, versuch es mehrmals, das Einstellen deiner Bremse sollte dir deine Zeit wert sein.
TIPP: Noch ein kleiner Tipp, du kannst »WD40-Ölspray« auf den Bowdenzug sprühen, um die Gleitfähigkeit des Drahtes durch die Plastikhülsen zu verbessern.
PROBLEMFALL NR. 3
‚Kette rostfrei in ein paar Minuten‘
Benötigtes Werkzeug für die Lösung:
» alte Drahtbürste
» WD40 oder Fettspray auf Teflonbasis (im Baumarkt am günstigsten)
» Rostentferner

Deine Kette hat orangene Farbe bekommen oder ist schon dunkelbraun?! Das wäre dann
ein Indiz für eine rostige Kette. Man unterscheidet zwischen Flugrost und richtig durchgebratenem Rost. Flugrost ist kein Grund zur Panik, du solltest generell deine Kette nach mehrmaligem Fahren immer fetten. Also zur Sache: Flugrost ist, wie schon gesagt, kein großer Schaden, hierbei musst du deine Kette nur ordentlich säubern, am besten mit ein wenig Wasser, evtl. ein klein wenig Rostentferner und einer Bürste. Geh mit dem Rostentferner behutsam vor, er greift auch das Metall deiner Kette an. Lieber zu wenig als zu viel! Mit der Bürste fährst du nun leicht über die Kette, kein Schrubben! Normalerweise dauert das keine 10 min. Wenn deine Kette langsam wieder anfängt zu blitzen, beginnst du mit Einfetten. Nimm am besten »WD40« oder Fettspray auf Teflonbasis, da hier die Kriecheigenschaften am besten sind und die Fette auch ins Innere der Kette gelangen können. Die gleiche Prozedur gilt bei stark verrosteten Ketten. Allerdings solltest du, wie oben schon genannt, mit dem Rostentferner vorsichtig umgehen.
TIPP: Damit du diese dreckige Angelegenheit nicht jedes Jahr wiederholen musst, fette deine Kette nach jeder Regenfahrt und vorm Einstauben den Winter über ein. Fett bildet einen Schutzmantel und lässt Schnee und anderes im Winter kalt in der Ecke stehen.

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