WENN ICH MAL GROSS BIN, WERDE ICH...

pony hütchen-chefin

Hendrike Grubert wollte natürliche Kosmetikprodukte, die trotzdem schön duften und hübsch verpackt sind und konnte davon im Handel keine finden. Und was es noch nicht gibt, das muss man halt selbst machen. Also fing sie 2009 damit an, Naturkosmetik selbst herzustellen. Und stupste damit eine Erfolgsgeschichte an, die oft beginnt, wenn sich jemand aus Leidenschaft und Herzblut für ein Projekt entscheidet. Aus den anfänglichen DIY-Versuchen in der heimischen Küche, mit denen Familie und Freunde beschenkt wurden, entstand das Label ‚PONY HÜTCHEN‘, dessen Produkte heute in vielen Badezimmern stehen. Ihre Begeisterung für Naturkosmetik hat die Mutter zweier Kinder, die vorher Vollzeit-Juristin war, zum Beruf gemacht – wir wollten von ihr wissen, wie das geht.

INTERVIEW_ Josephine Sowah

Päng! habe ich im WG-Zimmer entwickelt, während mein Mitbewohner nebenan Sex hatte. Wie lief die Produktion von PonyHütchen am Anfang ab?
Tatsächlich in meiner eigenen Küche. Vor gut 10 Jahren habe ich in einem Fernsehbeitrag gesehen, wie Seife hergestellt wird und habe für mich selbst angefangen auf der Basis von Grundrezepten, die ich im Internet recherchiert habe, Seife und andere Körperpflegeprodukte herzustellen. Von der Küche ging es in den Keller, von dem Keller in eine kleine Werkstatt und von da an wurden die Werkstätten immer größer. Ich sage aus Spaß immer, dass PonyHütchen im Grunde ein DIY-Projekt ist, welches komplett aus dem Ruder gelaufen ist.

Um in Deutschland Kosmetik verkaufen zu dürfen, muss man eine ganze Menge Anträge erstellen und Begutachtern die Tür öffnen. Was waren für Dich die größten Herausforderungen bei der Gründung?
Die ganzen Vorgaben und Richtlinien, die man befolgen muss, die Kosten für die sogenannten Sicherheitsbewertungen snd natürlich eine extrem große Hürde. Man muss das schon sehr wollen und sich wirklich durchbeissen. Für ‚ein bisschen was verkaufen‘ lohnt sich der Aufwand – zeitlich und finanziell –  im Grunde nicht. Bei mir war vor knapp vier Jahren der Sprung vom ‚DIY-Hobby‘ zu einem ‚richtigen Unternehmen‘ und die Frage, wo die Reise mit PonyHütchen eigentlich hingeht, existenziell. Gerade wenn man Anfang steht, gibt es soviel Optionen, Möglichkeiten und Wege, die die Marke und das Unternehmen gehen kann, dass mich die Angst vor falschen Entscheidungen oft nahezu gelähmt hat. Im Grunde kann man sagen, dass die Angst vor Fehlern mit eine der grössten Herausforderungen bei der Gründung war.

PonyHütchen ist mittlerweile bei DM gelistet und läuft mit großer Produktpalette auf Amazon und Dich sieht man in Fernsehshow und hört man in Podcasts – hast du mit der Produktion überhaupt noch was zu tun?
Du sprichst da tatsächlich einen wunden Punkt an: dadurch, dass ich mit den administrativen im Grunde voll ausgelastet bin, komme ich gar nicht mehr wirklich dazu, selber bei der Produktion Hand anzulegen. Ich stehe dem Produktionsteam aber immer als Springer zur Verfügung und würde es im Notfall auch hinbekommen – das ist wie Fahrradfahren, solche Dinge verlernt man nicht. Was hingegen immer noch in meiner Hand liegt, ist die Entwicklung von Produkten: von der ersten Idee über die Recherche und erste Rezeptversuche bis hin zum endgültigen Rezept und der Definition des Herstellungsablaufs mache ich das komplett selbst.

Du hast bei der TV-Show ‚Höhle der Löwen‘ dein eigenes Deo gegessen und wurdest wüst beschimpft, weil du keine Bio-Zertifizierung und dermatologische Tests hast durchführen lassen– welche der Kritikpunkte davon hast du dir angenommen und wie stufst du den Auftritt für dich selbst ein?
Was man nicht vergessen darf ist, dass es eine Fernsehshow ist, deren Sinn darin besteht, die Zuschauer so zu unterhalten, dass sie nicht wegzappen. Das ist kein Start-Up-Förderprogramm und soll auch keine jungen Unternehmen unterstützen. Es geht darum, möglichst günstig Unterhaltung zu produzieren und das schafft man eben nicht, indem die ‚Investoren‘ dem Gründer sagen, dass alles toll ist. Das Gespräch ist damals bei weitem nicht so negativ verlaufen, wie es nach dem Schnitt den Anschein hatte. Ich habe ausführlich erklärt, warum dermatologische Testes keinerlei Aussagekraft über die konkrete Verträglichkeit eines Produktes haben. Eine Bio-Zertifizierung im eigentlichen Sinne gibt es für Kosmetikprodukte ohnehin nicht – im Gegensatz zu Lebensmitteln, da ist das anders. Das Thema Naturkosmetik-Zertifizierung gehen wir jetzt gerade an, dazu muss man aber wissen, dass Naturkosmetik eben kein geschützter Begriff ist – wir machen Naturkosmetik, auch wenn sie derzeit (noch) nicht zertifiziert ist.

Wie ging es ohne die erhofften 50.000 € mit PonyHütchen weiter?
Wir haben uns über die PR und den damit verbundenen Boost gefreut und einfach weitergemacht. Für mich war auch von Anfang an klar, dass ich nicht möchte, dass mein Unternehmen ‚das Start-Up aus DHDL‘ wird. Ich habe mir und meinem damaligen Team immer gesagt: ‚PonyHütchen gab es vor DHDL und uns wird es auch nach DHDL geben.‘ Hinzu kam, dass ich ja schon direkt nach der Aufzeichnung im Februar 2016 wusste, dass kein Deal zustande gekommen war. Bis zur Ausstrahlung ein halbes Jahr später gab es vollkommen unabhängig von DHDL schon wieder so viele spannende und aufregende Projekte, wie etwa die Eröffnung unseres eigenen Stores in Berlin, so dass mich der vermeintliche ‚Misserfolg‘ ehrlicherweise gar nicht mehr tangiert hat.

Vegane Naturkosmetik bieten heute viele an. Wie entscheidest du, mit wem du zusammenarbeitest? Wo kommen die Zutaten her?
Generell ist es mir wichtig, dass man langfristig auf einer Vertrauensbasis zusammenarbeitet und wir geben nachhaltigen Rohstoffen und Produkten ganz klar immer den Vorzug. Die Bio-Öle und Bio-Pflanzenbuttern beziehe ich zum Beispiel von einem sehr renommierten Großhändler im Allgäu und unsere Tiegel sind Made in Germany und werden nicht irgendwo aus Fernost importiert – das hält die Transportwege kurz, was für mich aufgrund des Aspekts der Nachhaltigkeit sehr wichtig ist. Unsere Kosmetiktaschen werden in Indien im Rahmen eines sozialen Projektes unter fair trade Bedingungen gefertigt. 

Die aluminiumfreie Deocreme ist dein absoluter Besteller. Wie lang sitzt du an einer Produkt-Rezeptur bis du sie zum Verkauf anbietest?
Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich, weil es darauf ankommt, wieviel Zeit ich brauche, bis ich mit dem Produkt zufrieden bin. Meistens entwickle ich eine erste Version, die dann intern getestet und angepasst wird. Ich bin persönlich sehr perfektionistisch was das Gefühl des Produktes auf der Haut angeht und das merkt man den Produkten auch an. Dieses Jahr launchen wir eine Bodylotion und da war mir extrem wichtig, dass sie sich nicht klebrig und schwer anfühlt, wie ‚klassische‘ Naturkosmetik-Bodylotion, sondern dass sie von der Konsistenz, dem Einziehverhalten und dem Hautgefühl genauso gut ist wie eine konventionelle Bodylotion. Da will ich keine Kompromisse machen, sondern wirksame Produkte aus natürlichen Zutaten.
Das Feedback der Kunden ist auch extrem wichtig. Wir setzen die Anregungen und Rückmeldungen, die von den Kunden kommen auch konsequent um, soweit es realisierbar ist. Die Rezeptur der Deocreme wurde auch nachdem sie zum Verkauf angeboten wurde, noch zweimal optimiert, insgesamt hat es über drei Jahre gedauert, bis sie wirklich perfekt war (und ich zufrieden).

Was würdest du anderen raten, die sich auch in der Naturkosmetik selbstständig machen wollen?
Für mich gibt es – unabhängig von der Branche –drei Grundvoraussetzungen, um als Unternehmer oder Gründer erfolgreich zu sein. Durchhaltevermögen, Fähigkeit zur Selbstreflexion und Demut. Speziell im Bereich Naturkosmetik würde ich jedem, der in diesem Bereich gründen will, empfehlen, sich von Anfang an gründlich Gedanken über die angestrebte Zielgruppe zu machen. 

Hast Du Dich vor der Gründung mit anderen Herstellern vernetzt oder dich in alle Prozesse allein reingefuchst?
Dadurch, dass ich aus der DIY-Ecke komme, stand und stehe ich immer noch in lockerem Austausch mit anderen Manufakturen und Marken. Das hat sich aber erst so im Laufe der Zeit entwickelt. Ganz am Anfang war ich mit allem doch sehr auf mich alleine gestellt, gerade was die ganzen rechtlichen Rahmenbedingungen angeht. 

Wie weit war oder ist dein privates Umfeld involviert? Und wann war klar – das ist so groß – ich muss jemanden einstellen?
Es gab von Anfang an Menschen, die an mich geglaubt haben und mich dadurch sehr unterstützt haben, meinen Weg zu gehen. Gerade in der ersten Zeit ist es eine große Herausforderung, sich von Misserfolgen und Rückschlägen nicht allzu demotivieren zu lassen. 2015 wusste ich, dass ich es nicht alleine schaffe mit der Produktion und habe mir Mitarbeiter gesucht.

Ihr seid nach meinem Stand aktuell 11, bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Wie groß möchtest du am liebsten werden?
Persönlich finde ich das qualitative Wachstum eine Teams wesentlich spannender und auch wichtiger als das quantitative Wachstum. Viel größer muss es für mich nicht werden, ich finde das eine recht ideale Grösse, weil es doch noch familiär ist ohne dass man jeden Tag mit den gleichen Leute und Themen zu tun hat.

Was treibt dich jeden Tag an?
Das Engagement meines Teams für das Unternehmen, die Begeisterung unserer Kunden und meine Leidenschaft für einzigartige handgemachte Naturkosmetik.

DAS MÖCHTE ICH!

Die Ponys lassen die Herzen der Pängster höher schlagen und verlosen eine Goodiebag im Wert von über 45 € bestehend aus dem zauberhaften ‚Es riecht nach Liebe‘-Tragebeutel und den drei Deocreme-Bestsellern (jeweils 50 ml Inhalt).

Was du dafür tun musst:

Folge uns auf Instagram und schreibe unter den PONY HÜTCHEN-Post einen Kommentar mit der Antwort auf die Frage: „Was riecht nach Liebe?“ Wir schreiben den Gewinner am Sonntag an.

Previous Post Next Post

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply